Heute ist Samstag, der 27.Juli
- Der Tag, als ich auf Umwegen ans Ziel kam -
Stuttgart - pünktlich hebt die Maschine nach London ab. Ob ich mich in London-Heathrow wohl zurechtfinde? Aber die Beschilderung ist vorbildlich. Nach der Passkontrolle finde ich die Lounge bis zum Weiterflug und werde mit einem weichen Sessel, Linsensuppe und Getränken versorgt. Der Weg zum nächsten Terminal muss mit einem Bus zurückgelegt werden. Heathrow ist eine riesige Baustelle, aber der Busfahrer findet sich zurecht. Die Maschine nach Los Angeles steht bereit und rollt fast pünktlich zur Startbahn.
Da der helle Tag die Erde in westlicher Richtung umrundet ist es während der gesamten neun Stunden Flug hell, und wir kommen gegen 20Uhr in LA an. Auch hier gibt es eine bequeme Lounge und gegen 23 Uhr starten die Triebwerke der Maschine nach Nadi auf Fiji.
Hoppla - kurz vor der Piste dreht sie wieder um und fährt zur Startposition zurück - nur eine kurze Durchsage, irgendetwas sei vergessen worden !!!!
Mit einer Stunde Verspätung starten wir endlich. Das ist genau das , was nicht passieren sollte. Der Übergang in Nadi auf der Hauptinsel von Fiji, wo ich ankomme, zum nächsten Flugzeug nach Taveuni, einer vorgelagerten Insel mit meinem Hotel, ist sowieso knapp bemessen, weil der Start kurzfristig vorverlegt wurde. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt!
Mein Koffer hat in LA extra eine priority-card bekommen, um in Nadi schnell ausgeladen zu werden. Ob das hilft?
Nachts starten wir nun endlich, und da auch die Nacht die Erde in westlicher Richtung umkreist und wir in dieselbe Richtung fliegen, ist es nun während des gesamten Flugs 12 Stunden lang dunkel.
In der Morgendämmerung erreichen wir Nadi, schnell durch die Passkontrolle, den Koffer abholen ( ja , er ist angekommen!) , zum Schalter für den Weiterflug - der Schalter ist geschlossen, obwohl es noch zwanzig Minuten bis zum Abflug sind - ich frage mich durch, bis ich eine Antwort bekomme - das Flugzeug ist weg!
Ein junges Pärchen auf Hochzeitsreise hinter mir und eine weitere junge Frau, alle aus den USA, bekommen genauso lange Gesichter wie ich. Nun sind wir wenigstens eine Schicksalsgemeinschaft von vier Abenteurern, die nicht wissen wie es weitergehen soll.
Am Serviceschalter erläutern wir unser Problem; keiner versteht, warum die Fluggesellschaft uns nicht mitgenommen hat, dann langes Warten auf einen Lösungsvorschlag des Personals. Und dann kommt die "Lösung": zuerst mit einem Kleinflugzeug auf Vanua Levu, eine Nachbarinsel von Taveuni, dann dort mit dem Taxi zwei Stunden quer über die Insel bis zum Kleinflughafen der "Island Hoppers", die uns dann gegen 16 Uhr nachmittags nach Taveuni fliegen.
Theoretisch wollten wir gegen 10 Uhr am Strand liegen, und nun das!?
Ich frage die anderen ob wir uns nach einem Privatflugzeug erkundigen sollen.
Aber 4000 Dollar sind uns dann doch zuviel, also 1000 pro Person.
Also warten wir unsere Zeit ab, checken um 11 Uhr30 ein, fliegen nach Vanua Levu, durchqueren mit dem Taxi das tropische Landesinnere der Insel mit Zuckerrohranbau, überholen die Traktoren mit ihren überladenen Zuckerrohrladungen, und warten auf das nächste Kleinflugzeug. Sowohl das Gepäck als auch wir werden gewogen, um dann zu erfahren: zu schwer! Das große Gepäck muss hierbleiben und soll morgen nachgeliefert werden. Schnell noch das Waschzeug und frische Klamotten unter den Arm geklemmt, hinein ins Flugzeug und wieder übers Meer nach Taveuni. Die kleine Viererbande verabschiedet sich voneinander und wir versichern uns, daß es zu viert viel angenehmer war, Abenteuerreisen zu bestehen. Dann lasse ich vom Beamten des Kleinstflughafens in meinem Hotel anrufen, sie können mich abholen. In 10 bis 15 Minuten soll mein Fahrer kommen, heißt es. Als nach 25 Minuten immer noch niemand da ist und ich alleine vor der Flughafenbaracke stehe, lasse ich vom Beamten noch einmal anrufen. In 10 bis 15 Minuten soll mein Fahrer da sein, heißt es wieder. Nach weiteren 25 Minuten frage ich einen Mann mit Auto, der vor dem Flughafen steht, ob er mich zum Hotel fährt. Er willigt ein und wir fahren los. Nach 500 Metern kommt uns der Wagen meines Hotels entgegen und ich wechsle das Fahrzeug - eine Viertel Stunde später erreiche ich das Garden Island Resort, benannt nach dem Spitznamen der Insel "Garteninsel". Und das ist sie wirklich: tropisch, viele gepflegte Gartenanlagen, sowohl privat als auch Resorts. Mein Erdgeschosszimmer ist sehr schön, alles mit Hibiskusblüten geschmückt, eine Honeymoon-Suite, vor der Glaswand zur Terrasse ein eigener Whirlpool, 10 Meter weiter das rauschende Meer mit Palmen (nicht darunter legen: Kokosnüsse fallen herab!). Über mir höre ich unbekannte quietschende Laute: eine Schar von etwa 30 Fledermäusen, viel größer als bei uns, machen Jagd auf Insekten; eine Stunde später ist die Jagd vorbei.
Nach zwanzig Minuten duschen fühle ich mich wieder menschlich.
Um 19Uhr gibt es Abendessen auf der Terrasse des Hauses, alles schmeckt vorzüglich. Jetzt noch den Internetzugang einstellen für die Mails, und der Tag ist gerettet.
Übrigens, der Tag ist Montag, der 29.Juli. Ich bin ein paar Meter "links" von der Datumsgrenze. Hier beginnen die Tage um 00 Uhr, die erst 11 Stunden später in Deutschland mit 00 Uhr beginnen werden.
Hier und in Neuseeland ist es z.B. jetzt Montag 21 Uhr, in Deutschland ist es Montag 11 Uhr Sommerzeit, also 10 Uhr Winterzeit ( http://weltzeit.fernweh.com/ , http://www.zeitverschiebung.net/ ) ,
auf der Nachbarinsel Tonga weiter "rechts" ist es (theoretisch) gleichzeitig Sonntag 22Uhr, dies ist der letzte Ort, der den Beginn des Sonntags erlebt, also 12 Stunden später. Alles verstanden?
Warum ich mich heute nicht aufgeregt habe?
Ich habe eine innere Ruhe, die mich selbst überrascht.
Nun noch eine gute Nacht, und der nächste Tag kann beginnen!