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Heute ist Dienstag, der 20.August

- Der Tag, als ich mit dem Mountainbike die Insel umrundete -

Ja, er schon wieder. Nachts um drei Uhr kräht der Hahn in der Nachbarschaft und weckt mich, hört aber gleich wieder auf, als er merkt, dass er sich vertan hat. Gegen sechs Uhr geht es dann aber los. Mindestens fünf Hähne streiten um den Titel des besten Marktschreiers. Gegen halb sieben stehe ich auf, setze mich auf eine Liege am Strand und beobachte den Sonnenaufgang. Wieder färben sich die Wölkchen von unten her in alle Rot- und Orangetönen, immer wieder springen Fische aus dem Wasser. Auch hier gilt: fressen oder gefressen werden. Die riesige, wenige Meter tiefe Lagune, welche die gesamte Insel umgibt, wird sichtbar, im Hintergrund braust wieder die Brandung des offenen Meeres gegen das abfallende Korallenriff, die Wellen überschlagen sich. Ein großes Kreuzfahrtschiff taucht gemächlich auf und quert meinen Horizont, bis es vor Anker geht. Heute gibt es also Japanerauflauf auf der Insel, wie sich später herausstellt. Bei einem üppigen Frühstück am Swimmingpool lerne ich Katrin und Steffen aus Meißen bei Dresden kennen. Wie üblich erzählt man sich das Woher und das Wohin und was man bisher "Schreckliches" erlebt hat. Dann gehe ich zur Rezeption, um wegen meiner Lagoon Cruise nachzufragen. Die sei leider auf morgen verschoben worden, heißt es. Im Klartext: die Japaner wurden vorgezogen und belegen alle Boote. Ich meinte, morgen habe ich aber eine Inselsafari gebucht. Tja, die muss dann wohl entfallen. Entfallen? Nein, dann mache ich selbst eine Inselsafari: ich schnappe mit ein Mountainbike, lasse mir eine Landkarte geben, überquere die Insel über ihre höchste Erhebung (124 Meter mit schöner Aussicht!) , treffe wieder auf die Inselrundstraße, die am Anfang noch asphaltiert ist, dann aber in eine Schotterpiste und dann in einen Feldweg übergeht. Ich verscheuche Hennen mit ihren Küken von der Straße, sehe Libellen, Vögel mit langen Schwanzfedern, Mäuse, die schnell im Gebüsch verschwinden, wenig Menschen, fast keinen Fahrzeugen. Wenn es geht, zweige ich von der Straße immer wieder zum Strand ab und bewundere die Aussicht. An einem Strand finde ich hunderte von Winkerkrabben, die zuerst flüchten wollen und dann bei meiner Annäherung wild mit ihrer übergroßen rechten Schere herumfuchteln. Kleine einfache Häuser, umrundet von oft blühenden Bäumen und Büschen, liegen entlang der Straße. Am Hafen der Insel treffe ich dann die Japaner vom Kreuzfahrtschiff, wie sie gerade wieder eingesammelt werden. Nach etwa drei Stunden kehre ich wieder in meinen Bungalow zurück. Dort finde ich die Dresdnerin ganz aufgeregt, da sie offenbar zu wenig Bargeld dabei haben und der nächstgelegene Bankomat ihre Scheckkarte verweigert. Sie können noch viel weniger Englisch als ich und so ist sie hocherfreut, als ich an der Rezeption dolmetschen kann, um alle Probleme zu lösen. Meine Mutter, die mich viele Jahre lang Vokabeln abgehört hat, wäre stolz auf mich gewesen. Nun geht es zum eigenen Strand. Mit einem Kajak umschiffe ich vorsichtig die Korallen, welche wegen der einsetzenden Ebbe schon fast aus dem Wasser hervorragen. Kleine Fische kann ich zwar entdecken, aber keine großen. Als ich am Spätnachmittag noch einmal mit dem Kajak die Lagune befahre, kann ich vom Boot aus vor mir einen schönen Sonnenuntergang und hinter mir die von der Abendsonne beschienene Bungalowanlage fotografieren. Mit einem Cocktail und einem Steak im Magen wandere ich vom benachbarten Restaurant über den vom Vollmond beschienenen Strand wieder in mein Bett.